Meine erste Büttenrede

von Dr. Stephan Keller

Zu meiner Tätigkeit als Oberbürgermeister gehören wirklich viele spannende Aufgaben. So habe ich vergangene Woche meine erste Ratssitzung geleitet, das hat mir sehr viel Freude bereitet. Heute, am 11.11. war dann eine weitere Premiere: Ich habe meine erste Büttenrede gehalten!

Hoppeditz-Erwachen

Für alle Nicht-Düsseldorfer: Am 11.11. erwacht hier auf dem Düsseldorfer Marktplatz direkt vor dem Rathaus traditionell der Hoppeditz und steigt aus seinem Senftopf. Dann hält er seine Eröffnungsrede zur neuen Karnevalssession – und der Oberbürgermeister erwidert sie mit einer eigenen Rede vom Rathausbalkon.

Nun – nicht so im Coronajahr 2020 bei den geltenden Versammlungsbeschränkungen. Damit der Hoppeditz nicht einsam und allein auf dem Marktplatz aufwachen musste, habe ich ihn zu uns in den Ratssaal eingeladen. Zugegeben, es war zwar Corona-konform, aber schon ein bisschen einsam. So war ich froh, dass uns CC Präsident Michael Laumen Gesellschaft geleistet hat. Außerdem wurde die Veranstaltung live gestreamt, und wir haben zwischendurch live zu Düsseldorfer Närrinnen und Narren geschaltet.

Gegenrede

Anfang des Jahres hatte ich mein Karnevals-Debut als Schlagzeuger bei den Fetzern auf der Sitzung von Till’s Freunden. Doch jetzt direkt eine ganze Büttenrede? Nun, dank guter Vorbereitung durch das CC habe ich auch diese Herausforderung irgendwie gemeistert, und es war wie alles bisher im Amt für mich eine neue, schöne Erfahrung!

Für alle, die sich davon überzeugen möchten, gibt es das etwas andere Hoppeditz-Erwachen als Video bei Facebook.

Und hier ist mein Redetext:

Ja, Hoppeditz, ich grüße Dich! Ich bin jetzt hier der Neue
und kann Dir gar nicht sagen wie… ich mich grad heute freue

dabei zu sein, wenn Du erwachst, in dieser schweren Zeit,
ganz ohne Deine Jeckenschar! Die steht ja sonst bereit

und weckt Dich auf mit viel ‚Tamtam‘ und einer großen Schau,
stattdessen gibt’s dies Jahr von mir ein einsames: HELAU!

Du bist ein Teil uns’rer Kultur. Wenn Hoppeditz erwacht,
beginnt die 5. Jahreszeit, wo jeder gerne lacht

und tanzt und singt. Nur dieses Jahr, wer konnte das erwarten,
verhindert dieses Virus jetzt, dass wir wie üblich starten!

Doch Karneval steht fest im Plan, gehört zu unseren Riten,
gemeinsam werden wir Corona nun die Stirne bieten!

Das stand zwar nicht im Wahlprogramm, wie sollte das auch sein,
doch dafür steh’ ich als OB der schönsten Stadt am Rhein!

Ja, Hoppeditz, Du bist ein Schelm, und hast uns ganz ausführlich
verladen mit Klaus Allofs, denn auch ich dachte natürlich

Du sprächest über mich, Du Jeck, doch richtig tust Du liegen
’nen Besseren konnt’ Fortuna kaum in diesen Tagen kriegen!

Ich glaube wirklich fest daran, und gebe einen drauf,
die steigen während meiner Amtszeit sicher wieder auf!

Doch jetzt zu mir, Du hast Dir wohl zusammen was gereimt,
dass ich mich bei den Kölnern damals trefflich eingeschleimt!

Gesagt hab ich wohl vieles, auch manches, wo sie grollten,
geschrieben wurde dann am End, was sie halt hören wollten.

Tatsächlich war es für die Kölner jahrelang ein Graus,
dass ich dort Stadtdirektor war, doch niemals ganz zu Haus.

Denn das stand ja in Wersten hier, wo ich seit langem wohne,
wer Düsseldorf im Herzen hat, der kann halt nicht mehr ohne.

Ja, Hoppeditz, Du hast erwähnt den Trump und auch den Biden,
ich sag Dir mal, was ich so denk’: Die war’n nicht zu beneiden!

Hätten die so langsam ausgezählt bei meinen beiden Wahlen,
ich hätte graue Haare nun durch die erlitt’nen Qualen!

Doch durch die Wahlhelfer bei uns, da gab es keine Pein,
wir sollten sie zur nächsten Wahl den USA ausleih’n!

Wohlan Du Narr, die CDU – ins Stadion verfrachten?
Nun, die Idee ist gar nicht dumm und auch nicht zu missachten.

Denn die Arena stünd’ bereit, samt Konzept der Hygiene
das stellen wir in Düsseldorf doch locker auf die „Beene“!

Verteilt im ganzen Stadion die Delegierten sitzen,
dank Querbelüftungswind vom Rhein käm auch niemand ins Schwitzen,

und wählen dann – ich schau mal in die Kugel, und ich seh –
den neuen Vorsitzenden! Es ist – einer aus NRW!

Da bist Du platt mein lieber Freund, was Du kannst, kann ich lange!
Doch seh’ ich den Kulturbetrieb, da wird mir Angst und Bange!

Theater, Kino und Museen sind so rentabel nicht,
ich gebe Dir da völlig recht, wir sind da in der Pflicht!

Auch Deine Zunft, der Karneval, droht gerade zu zerrütten,
hätt’ ich ’nen Topf mit Geld dafür, ich würd’ Euch überschütten!

Was ich nicht hab, kann ich auch nicht mit frohem Herzen geben,
doch was ich tun kann, werd’ ich tun, denn Kunst, die muss auch leben!

Und dass ich gern freigiebig bin, das hast Du wohl gesehen,
sonst wäre das auch mit dem Rad für Geisel nicht geschehen.

Wir dachten uns, wir schenken ihm ein Rad mit Wert, ich habe
gedacht, das kauft der sich nicht selbst, denn schließlich ist er Schwabe!

Dem Steuerzahlerbund, dem rat’ ich, ihm das mal zu ‚jönne‘,
wir sind am Rhein und hier weiß man: ‚Mer muss och jönne könne!‘

Auch tat mir echt, das will ich sagen, dein Hinweis eben gut,
sich mal Gedanken wohl zu machen, trägt man nen Alu-Hut

Ja, anders und mal quer zu denken, erfordert Toleranz
von and’ren ab, und geht auch, aber hört doch auf so ganz

wenn rechte Kräfte machen sich dann diese ‚Denke‘ eigen,
da ist es toll, wie Du es tust, hier Flagge echt zu zeigen

und anzuprangern dieses Tun, wo Hass soll so entfachen
darüber kann, ich geb’ Dir recht, kein Narr noch ernsthaft lachen!

Ach, Hoppeditz, gar viel würd’ ich Dir noch so gerne sagen,
doch denke ich, es reicht für heut, wir sollten uns vertagen!

Ich danke Dir für Deinen Vortrag hier bei mir im Saal
statt im Senftopf, in dieser Zeit wohl doch die bess’re Wahl!

Eröffnet ist der Narren Zeit, sie nimmt jetzt ihren Lauf,
was mir nur wirklich wichtig ist – passt bitte auf Euch auf!

Heut feiern wir, wie’s früher war, den Tag in kleinem Kreise,
und hoffen schon auf’s nächste Jahr, in and’rer Art und Weise!

Denn eines ist ganz klar Ihr Leut’, bei allem Weltgescheh’n,
der Karneval in Düsseldorf darf niemals untergeh’n!

HELAU!

Ich wünsche allen Närrinnen und Narren trotz Einschränkungen eine schöne – wenn auch sicherlich völlig andere – neue Session. Passt bitte alle gut auf Euch auf!

Alles Gute und – Helau!