Drei Jahre im Amt – Rückblicke, Einblicke, Ausblicke

von Dr. Stephan Keller

Als ich im November 2020 mein Amt als Oberbürgermeister angetreten habe, war ich sehr gespannt darauf, was die kommenden Jahre so mit sich bringen würden. Nun: Sie hatten es wirklich in sich! Jetzt bin ich bereits drei Jahre im Amt. Ein guter Zeitpunkt, um zurückzublicken – und natürlich auch nach vorne!

2021: Gemeinschaft. Überwindung der Corona-Pandemie

Mein Highlight im Jahr 2021 war die Eröffnung des Düsseldorfer Impfzentrums. Endlich gab es Impfstoff für alle – und das Ende der Pandemie rückte in greifbare Nähe!

Denn wie auch schon das Jahr 2020 stand das Jahr 2021 sehr stark im Zeichen der Corona-Pandemie. Und so fand auch Einarbeitung in meinen neuen Job als Oberbürgermeister unter Pandemiebedingungen statt. Zu meinem Glück kannte ich die Düsseldorfer Stadtverwaltung schon durch meine Tätigkeit als Dezernent, und als Stadtdirektor von Köln hatte ich zuvor den dortigen Krisenstab geleitet und war daher mit den Regularien vertraut. Dennoch: Es war eine anspruchsvolle Zeit. Denn die Bedingungen änderten sich sehr oft, und es galt jeden Tag, im Rahmen des städtischen Spielraums abzuwägen, welche Maßnahmen evtl. zu viel oder auch zu wenig waren.

Meine ersten Monate im Amt waren geprägt von der Organisation von Test- und Impfzentren, der Durchsetzung von Einschränkungen, der Sorge um die Wirtschaft, dem Einsatz für staatliche und städtische Hilfen für unsere besonders betroffenen Branchen und die Aufrechterhaltung der Funktionen in der Stadt – natürlich alles gemeinsam mit dem Team unserer Stadtverwaltung, das sich in der Krisenzeit wirklich bewährt hat. Es war eine tolle Erfahrung mitzuerleben, wie hier alle an einem Strang gezogen haben. Besonders beeindruckt hat mich auch der Zusammenhalt bei den Düsseldorferinnen und Düsseldorfern, die große Solidarität mit den Schwächeren und dass viele Menschen die Einschränkungen zum Wohle der Gemeinschaft mitgetragen haben. Im Rückblick ist Düsseldorf sehr gut durch die Pandemie gekommen. Ich bin aber immer noch jeden Tag froh, dass die Corona-Zeit vorbei ist.

2022: Solidarität. Beistand für die Ukraine im Krieg

Ein besonderes Highlight im Jahr 2022 war für mich der Besuch beim Hilfsgüterpacken für Czernowitz. Denn die Aktion war beispielhaft für die große Solidarität für Menschen in Not in der Ukraine.

Das Jahr 2022 war durch eine neue Krise geprägt: vom Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Auch hier zeigte sich wieder, wie solidarisch die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sind. Sofort nach dem Angriff war klar: Düsseldorf steht fest an der Seite der Ukraine.

Als in den ersten Kriegstagen sehr viele Geflüchtete nach Düsseldorf kamen, hat sich unsere Stadt wieder von ihrer besten Seite gezeigt: Die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer haben ihre Herzen und ihre Wohnungen für die vielen Frauen und Kinder geöffnet, die zu uns gekommen sind. Und auch unser Team der Stadtverwaltung hat alles gegeben und vieles möglich gemacht. Ich habe überall einen riesigen Zusammenhalt und große Solidarität erlebt, auch nach zwei anstrengenden Corona-Jahren. Da es zu der ukrainischen Stadt Czernowitz seit Jahren freundschaftliche Verbindungen gab, haben wir uns dazu entschieden, eine offizielle Städtepartnerschaft zu begründen. Der Stadtrat war einstimmig dafür! Seither stehen mein Amtskollege Roman Klitschuk und ich in regelmäßigem Austausch. Ich war auch selbst schon vor Ort und habe selbst erleben dürfen, wie wichtig unsere Unterstützung für Czernowitz ist.

Denn die Not in der Ukraine ist nach wie vor groß. Wir sollten uns daher alle dafür einsetzen, dass wir unsere Solidarität aufrechterhalten und uns auch weiterhin um unsere Partnerstadt und um die Geflüchteten bei uns zu kümmern. Ein schnelles Kriegsende ist leider nicht in Sicht. Eine große Herausforderung ist hier vor Ort der Spracherwerb, dass sich die Geflüchteten bei uns Zuhause fühlen und bei uns arbeiten können.

Der Krieg in der Ukraine hat auch einen großen Impact auf die Wirtschaft. Denn durch die Abhängigkeit vom russischen Gas kam es zu einer großen Energieunsicherheit und hohen Preise. Wir müssen die Transformation der Wirtschaft weg von den fossilen Energieträgern daher jetzt in hoher Geschwindigkeit vorantreiben. Dabei ist jedoch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft unbedingt sicherzustellen. Denn Düsseldorf ist ein starker Wirtschaftsstandort und muss es bleiben. In unserer Stadt setzen wir deshalb nicht auf ideologisch getriebene Daten, wie „Kohleausstieg 2030 um jeden Preis“, sondern auf pragmatische und innovative Lösungen, gemeinsam mit unseren Unternehmen!

2023: Respekt. Besonderer Spirit bei den Invictus Games

Mein Highlight in diesem Jahr waren die Invictus Games in unserer Stadt, die unter dem Motto „Home for Respect“ stattgefunden und viele Menschen in ihren Bann gezogen haben. Denn Düsseldorf ist solidarisch, international – und wir können Großevents durchführen!

Die Invictus Games waren mehr als nur ein Sportereignis. Denn hier waren viele hochaktuelle Themen vereint: Krieg, Solidarität, Gemeinschaft und Respekt. Das Besondere an den Invictus Games: Alle Sportlerinnen und Sportler haben ihr Land verteidigt – und sind dabei verletzt worden. Doch „Invictus“ bedeutet „unbesiegt“ – und das wurde bei jedem Wettbewerb eindrucksvoll bewiesen. Es waren hochemotionale Spiele, in denen alle Teilnehmenden (aus 21 Nationen!) über sich hinausgewachsen sind, vor einem begeisterten Publikum. Ich habe so eine Veranstaltung wie die Invictus Games vorher noch nie erlebt. Besonders beeindruckt war ich von dem ganz besonderen Spirit der Teilnehmenden und aller, die sie auf ihrem Weg begleitet haben.

Und wieder haben alle Beteiligten in Düsseldorf durch ihr Spitzen-Teamwork überzeugt. Es gab eine große Unterstützung durch die Wirtschaft und ein sehr hohes Interesse der Düsseldorferinnen und Düsseldorfer – durch alle Teile der Stadtgesellschaft hindurch. Die Spielstätten waren voll, die Teilnehmenden wurden bejubelt – die Freude hat gesiegt! Und Düsseldorf hat wieder gezeigt, was alles im Team leistbar ist. Ich bin sicher: Das qualifiziert uns für andere großartige Events in der Zukunft.

Nach diesem friedlichen Highlight hat es mich besonders entsetzt, als die Terror-Organisation Hamas nur wenige Tage später Israel überfallen hat. Neben dem Krieg in der Ukraine ist das wieder ein schreckliches Ereignis, von dem wir ganz direkt betroffen sind. Denn als Land, das solidarisch an der Seite Israels steht, sind wir in einer ganz besonderen Verantwortung: Es darf nicht sein, dass jüdisches Leben bei uns in Gefahr ist, wir müssen uns alle vereint dafür einsetzen, dass Jüdinnen und Juden bei uns sicher leben können. Das ist eine Aufgabe, der wir uns in den nächsten Wochen und Jahren ganz besonders widmen werden.

Und wie wird es sonst in Düsseldorf weitergehen?

2024: Wachstum. Wir gehen weiter voran!

Eins ist sicher: Auch 2024 wird wieder ein herausforderndes Jahr. Denn der Konjunkturmotor stottert, und die Preise sind immer noch sehr hoch. Deshalb sehen wir in vielen Branchen eine große Zurückhaltung und einen Investitionsstopp.

Wir in Düsseldorf gehen jedoch weiter voran und werden auch im kommenden Jahr verstärkt in die Zukunft unserer Stadt investieren. Das bedeutet: Wir bauen Schulen, wir bauen Wohnungen – und wir sind ein verlässlicher Partner der Wirtschaft. Wir stellen das in den Mittelpunkt unserer Arbeit, was Menschen wichtig ist: ein Dach über dem Kopf, eine gute Arbeitsstelle und Lebensqualität in der Stadt!

2025: Nachhaltigkeit. Wir sorgen für ein gutes Klima in Düsseldorf!

2025 ist die Zukunft. „Gutes Klima“ bedeutet nicht nur ökologische Nachhaltigkeit – bei uns gehören Ökonomie und Lebensqualität genauso dazu. Denn nur dann werden alle Menschen mitmachen. Bei uns in Düsseldorf geht es um pragmatische Lösungen, die der Umwelt dienen – aber nicht auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger oder unserer Unternehmen.

Dennoch wird auch das Jahr 2025 wieder neue Herausforderungen für unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft bringen – und das nach mehreren Jahren im Krisenmodus. Natürlich wird es auch wieder die ein oder andere Hürde zu überwinden geben. Doch ich baue dabei fest auf die Solidarität der Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, die nicht nachlässt, und auf die Innovationskraft unserer starken Unternehmen. Ein Plus ist dabei auch die große Internationalität in unserer Stadt, denn wir blicken über den Tellerrand! Ein weiterer Vorteil ist unser starkes und motiviertes Team in der Stadtverwaltung, das jeden Tag sein Bestes gibt.

Wer weiß, was 2025 noch alles kommt… Aber ich weiß eines: Wir haben bisher alles gemeinsam gemeistert – und das wird uns auch in Zukunft gelingen.

Ich freue mich auf die Zukunft in Düsseldorf und auf meine nächsten zwei Jahre im Amt!

Ihr Stephan Keller